Florian Kienzle: "Die ABZ hat 2018 mit dem Zaptec-System eigentlich die Vorgaben des SIA-Merkblatts 2060, das erst im Jahr 2020 veröffentlicht wurde, bereits vorweggenommen." Bild: Marco Leisi

Florian Kienzle: "Zaptec hat bereits 2018 die Blaupause für SIA-Merkblatt für Ladeinfrastruktur geliefert."

(AN) Zaptec, der norwegische Anbieter von Ladesystemen für E-Autos, hat in Europa über eine halbe Millionen Ladestationen in Betrieb. „Ein gutes Beispiel für die Skalierbarkeit unseres Systems ist die Tiefgarage von Swiss Alps in Andermatt. Dort ist alles so vorbereitet, dass von heute 50 Ladestellen im nächsten Jahrzehnt auf 900 ausgebaut werden kann“, erklärt Florian Kienzle, Geschäftsführer von Zaptec Schweiz AG anlässlich eines Standinterviews am 19. Juni an der Power2Drive, die im Rahmen von The Smarter E in München stattfand.


Welches ist Ihr Lieblingsprojekt in der Schweiz?

Das ist immer noch eines unserer ersten Projekte, die wir 2018 in der Schweiz umgesetzt haben: Ein E-Ladesystem in einer Siedlung der ABZ Wohnbaugenossenschaft, das damals schon sehr vorausschauend war. Die E-Mobilität steckte in der Schweiz damals noch in den Kinderschuhen. Dort in Zürich konnten wir die Ladeinfrastruktur in der Garage so vorbereiten, dass, wenn die Zeit einmal gekommen ist, jede Mieterin und jeder Mieter die Möglichkeit haben wird, ihr/sein E-Auto zu laden. Sprich, der Ausbau kann schrittweise gemacht werden. 2018 war das wirklich sehr zukunftsorientiert, es wurden gleich die verschiedenen Ausbaustufen geplant, sprich die Grundinstallation und die Rückplatten auf den Parkplätzen. Drei Ladestationen wurden zu Beginn für drei Besitzerinnen von E-Autos installiert.

Wie viele sind es denn heute?
Mittlerweile sind es zehn. Damit bildet das Projekt in etwa die Entwicklung des E-Automarkts in der Schweiz ab. Die ganze Installation ist bereit, um auch noch die anderen Fahrzeuge in dieser Garage mit Strom zu versorgen, also dann, wenn in ein paar Jahren in der Garage nur noch Elektroautos stehen werden.

Es gibt ja die SIA-Norm zum Laden von Elektroautos, inwieweit war die ABZ-Anlage eine Blaupause dafür?
Die ABZ hat mit dem Zaptec-System eigentlich die Vorgaben des SIA-Merkblatts 2060, das erst im Jahr 2020 veröffentlicht wurde, bereits vorweggenommen. Was in diesem Merkblatt steht, wurde von der ABZ mit unserer Lösung schon 2018 realisiert, so zum Beispiel die Ausbaustufen, Power-to-Garage, sprich ein Flachkabel durch die halbe Garage, Power-to-Parking mit der vorinstallierten Rückplatte, was die ABZ damals schon bei 20 Parkplätzen realisiert hat. Und dann natürlich Ready-to-charge, die letzte Ausbaustufe, bei der die Parklätze von Mieterinnen und Mietern, die bereits ein E-Auto haben, so ausgerüstet werden, dass diese dann auch an ihrem Parkplatz laden können.

Und welches Projekt, das Zaptec zurzeit in der Schweiz realisiert, ist das spannendste und zeigt, wohin die Reise geht?
Es ist schwierig, ein einzelnes rauszupicken, weil wir fast täglich Ladestationen ausliefern, die in spannenden Projekten eingesetzt werden! Vor kurzem wurde bei der Amag Academy in Lufpig ein Projekt realisiert, das zwei spannende Aspekte enthält: Dort wurden knapp 100 Ladestationen installiert, was die Skalierbarkeit der Zaptec-Lösung gut aufzeigt und beweist, dass auch grosse Installationen heute problemlos fast standardmässig umgesetzt werden können. Was mir dort auch gefällt, ist, dass in der Amag Academy die Partnerfirmen von Amag im Bereich E-Mobilität ausgebildet werden. Das Ladesystem hat folglich auch Ausbildungscharakter und Amag richtet damit den Blick in die Zukunft und zeigt, dass sich das Unternehmen nun auch auf die elektrische Reise begeben hat.

Ein weiteres spannendes Projekt ist das des Logistik-Kuriers AKS. Die haben eine Flotte mit über 70 Fahrzeugen und ein Teil ihrer Flotte ist bereits vollelektrisch. AKS setzt auf unsere Lösung, weil sie verschiedene technologische Merkmale schätzen, zum Beispiel den Standard ISO 15118, für den die erforderliche Hardware bereits standardmässig in unseren Zaptec Pro Ladestationen verbaut ist und der in Zukunft über Plug&Charge eine automatische Identifikation der Fahrzeuge ermöglicht. Diese und weitere sind alles Applikationen, die dem Unternehmen und ihren Kurieren die tägliche Arbeit erleichtern werden.

Als letztes Beispiel möchte ich noch das Swiss Alps in Andermatt nennen: Ein grosses langfristig angelegtes Projekt, bei dem schrittweise eine Destination mit Hotels und Apartmenthäusern wächst und neu gestaltet wird. Parallel dazu wächst in der Tiefgarage die Zaptec Ladeinfrastruktur: Hier wird das System laufend erweitert, bis am Schluss 900 Ladestationen funktionstüchtig sein können. Stand heute sind es rund 50, die dank dem modularen Aufbau einfach und bedarfsgerecht bis auf den letzten der 900 Parkplätze erweiterbar sind. Andermatt Swiss Alps ist also ein sehr gutes Beispiel für die Skalierbarkeit unserer Ladesysteme.

Was kann Zaptec besser als seine Mitbewerber?
Es ist natürlich immer schwierig, sich mit Mitbewerbern zu vergleichen, weil ich deren Systeme natürlich nicht gleich gut kenne wie unseres. Doch ich finde, was wir als Zaptec sehr gut machen ist einerseits die Kombination aus Qualität und Sicherheit. Das Ladesystem ist ein neues Element, das Einzug ins Gebäude hält, und die Sicherheit muss hier an oberster Stelle stehen. Das System muss auch langlebig sein, es geht ja nicht um Consumer-Elektronik, die nach zwei bis drei Jahren ausgedient hat. Die Ladesysteme müssen mit dem Lebenszyklus vom Gebäude mithalten können, sprich, sie müssen jahrzehntelang funktionieren. Andererseits legen wir ein grosses Augenmerk auf Innovation: Unsere Zaptec Pro Ladestation bringt sehr viel Innovation im Bereich der Skalierbarkeit, des Lastmanagements, der optimalen Ausnutzung der Leistung im Gebäude, damit die Leistung der Hausanschlüsse nicht erhöht werden muss. Auch bei unserer Zaptec Go 2 Station, die an der Power2Drive Messe als nächste Generation unseres Zaptec Go Modells angekündigt wurde, steckt sehr viel Innovation drin. Die Zaptec Go 2 wird MID-zertifiziert sein und über Phasenumschaltung für solaroptimiertes Laden sowie die Hardware für Vehicle-to-Grid verfügen, sprich für die Rückspeisung ins Gebäude oder ins Netz – die Zaptec Go 2 Station enthält also einen ganzen Strauss an Innovationen, die unseren Kunden in Zukunft viel Freude bereiten werden!

Wann kommt das Rückspeisen ins Netz?
Unsere Zaptec Pro wie auch die Zaptec Go 2 Station, die wir hier an der Power2Drive angekündigt haben, sind dafür bereits vorbereitet. Wir sind in engem Kontakt mit Autoherstellern bezüglich der Integration mit dem Auto, denn die gesamte Kette muss am Ende funktionieren: Elektroauto, Ladestation und die Einhaltung der Netzanschlussbedingungen. Hier ist Zaptec an vorderster Front mit den Autoherstellern daran, die ganze Kette technologisch zu realisieren. Dabei geht es insbesondere um die Software in der Ladestation und im Elektroauto. Die entsprechende Integration ist auch Bestandteil der vor kurzem kommunizierten europaweiten Kooperation zwischen Zaptec und Polestar. Wir werden also zeitnah das bidirektionale Laden über Wechselstrom (AC)-Ladestationen ermöglichen und damit Vehicle-to-Grid kostengünstig und massentauglich machen.


Weitere Interviews, die im Rahmen der The Smarter E – Intersolar Europe – Power2Drive – EES – EM Power – veröffentlicht wurden:

Designwerk Technologies: Batteriegpuffertes Mega Charger-System – die Zukunft des Schnellladens für die Transportlogistik beginnt jetzt, Interview mit Christian Mascarenhas, Head of Marketing >>

Patrick Gauss, Managing Director bei Fronius Schweiz AG: „Bei uns kriegt der Endkunde hochwertige Produkte ‘Made in Europe’ und alles aus einer Hand“ >>


©Text: Anita Niederhäusern, Herausgeberin und leitende Redaktorin von ee-news.ch und pelletpreis.ch

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