Die vier Unternehmen mit ihren insgesamt 8000 Beschäftigten erwirtschafteten im Jahr 2023 aggregiert über 2 Milliarden Euro. Aufgrund der wettbewerblichen Vorteile der asiatischen Hersteller diskutiert die Politik im Rahmen des Solarpakets auch den Einsatz von Resilienzinstrumenten zur Stärkung der heimischen Solarindustrie. Da Deutschland und die EU im Bereich der Solarenergie wettbewerbsfähiger werden müssen, sind Resilienzinstrumente auf Produzentenseite zu begrüssen. Die Debatte dazu wird jedoch zu einseitig geführt. Gerade die Anforderungen des Downstream-Segments finden keine Berücksichtigung.
Gravierende Folgen
Ein Resilienz-Bonus für Endkunden in Form einer plumpen Erhöhung der Einspeisevergütung hätte gravierende Folgen. Zum einen wären die Kosten einer solchen Förderung nicht eingrenzbar, da der Umfang, in dem der Bonus beansprucht werden würde, nicht abschätzbar ist. Ankündigungen von Förderungen auf Endkundenebene bergen zudem die grosse Gefahr, dass Kunden ihre Investition zurückhalten und auf die Konkretisierung der Anforderungen und das Greifen der Förderung warten. Als Konsequenz würde die vorhandene und nachhaltige Nachfrage – wie schon in der Vergangenheit – zunächst komplett einbrechen. Gleichzeitig könnte das äusserst limitierte Angebot heimischer Photovoltaikmodule in zu kurzer Zeit auf Nachfrage treffen, die nicht bedienbar ist und damit eine hohe Verbraucherfrustration im Markt auslösen.
Vorgelagerte Wertschöpfungsschritte wie Wafer-, Ingots- und Zellproduktion müssen in Europa erst wettbewerbsfähig und skalierbar aufgebaut sein. Andernfalls droht durch den Resilienz-Bonus für Endkunden eine massive Überlastung der europäischen Photovoltaikproduktion und schadet ihr, ebenso wie der profitablen, wettbewerbsfähigen und investitionsstarken Solarwirtschaft, die 92 Prozent der Jobs der Solarbranche ausmacht. Eine wettbewerbsfähige und nachhaltige Produktion von Solarmodulen ist ohne eine funktionierende vorgelagerte Wertschöpfungskette in Europa unmöglich. Daher sollten Förderungen zunächst hier ansetzen, um eine Zellproduktion mit entsprechenden Materialien wie Polysilizium oder Wafern in der Breite zu ermöglichen.
Resilienz-Ausschreibungen statt Resilienz-Boni
Die Unternehmensallianz dieser Erklärung aus den Unternehmen Enpal, 1Komma5°, Ekd und Zolar empfiehlt statt der Einführung eines Resilienz-Boni, Resilienz-Ausschreibungen einzuführen. Resilienz-Ausschreibungen bieten einen einfachen Hebel, um gezielt grössere Dachanlagen zu fördern. Das stärkt den Wettbewerb und trägt gleichzeitig dem Kostenanstieg Rechnung. Schon heute gestattet das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) Dach-Ausschreibungen und Eigenverbrauch zu kombinieren. Dieses erprobte System liesse sich problemlos auf ein Resilienzsegment erweitern. Entscheidend für den Erfolg ist, dass die Administration schlank gehalten und voll digitalisiert wird.
Mit einem konkreten Ausschreibungslimit sind von vornherein die maximalen Kosten klar. Zudem liessen sich Angebot und Nachfrage durch politische Steuerung besser in Einklang bringen. Auch sind Ausschreibungen EU-beilhilferechtlich erprobt. Grundsätzlich bleibt zu konstatieren, dass Förderungen seitens des Staates am besten zielgerichtet direkt bei der Produktion ansetzen sollten und nicht beim Endkunden.
Über 1Komma5°
1Komma5° betreibt die Energie-Software-Plattform ‚Heartbeat‘ und schafft so ein virtuelles Kraftwerk, das Photovoltaik, Stromspeicher, Wärmepumpen und Ladesäulen der Kunden mit dem Energiemarkt vernetzt. Dadurch soll die Rentabilität der Kundenanlagen deutlich erhöhat werden. Das Unternehmen bietet Privat- und Gewerbekunden zudem einen One-Stop-Shop für den Kauf und die Installation individueller und intelligenter Energie-Systemlösungen. Um international zu wachsen, erwirbt das Clean-Tech-Startup Unternehmen der Elektrobranche mit den Schwerpunkten Photovoltaik, Ladeinfrastruktur sowie Wärmepumpen und bietet den Betrieben im Gegenzug die Nutzung der eigenen Softwarelösungen, zentrale Dienstleistungen, gebündelten Einkauf, Wachstumskapital und eine Rückbeteiligung an 1Komma5° an.
1Komma5° will eine europaweite Hard- und Softwareplattform entwickeln, die in der Lage ist, 500‘000 Gebäude pro Jahr auf klimaneutrale Stromerzeugung, Wärme und Mobilität umzustellen. Derzeit betreibt 1Komma5°nach eigenen Angaben 72 Standorte mit rund 1900 Mitarbeitenden in Deutschland, Schweden, Finnland, Dänemark, Spanien, den Niederlanden und Australien.
Absichtserklärung der Unternehmen, Solarkomponenten aus europäischer Produktion in ihr Angebot aufzunehmen >>
Text: 1Komma5°
1 Kommentare
Verschiedene Unternehmen profitieren massiv von den chinesischen Dumpingpreisen. Die fürchten um ihren Aktienkurs. Die kaufen Module für 0,12€/Wp und verscherbeln die an Endkunden für über 3€/Wp laut Recherchen Namenhafter Leitmedien.
Eine hübsche Marge. Die Solarwirtschaft in Deutschland zu erhalten, würde die Dumping-Profiteure natürlich stören, denn dann würden die Endkunden vermehrt auf nachhaltig hergestellte, energieneutrale und garantiert zwangsarbeitfreie
Module zurückgreifen.
Fragt nicht die Frösche, ob der Sumpf trockengelegt werden soll!